Die Strategie Gender Mainstreaming

Gender Mainstreaming ist eine Strategie, die das Ziel der Gleichstellung von Frauen und Männern durch die durchgängige Verankerung der Gleichstellungsperspektive in allen Politikfeldern und Handlungsbereichen verfolgt.

Die Geschichte von Gender Mainstreaming

Die Wurzeln von Gender Mainstreaming liegen in der internationalen Entwicklungspolitik. Über die Vierte Weltfrauenkonferenz in Peking 1995 wurde Gender Mainstreaming zur zentralen Strategie der EU-Gleichstellungspolitik und mit Inkrafttreten des Amsterdamer Vertrags 1999 in das Primärrecht der Europäischen Union aufgenommen. In Deutschland legt das Grundgesetz nach seiner Novellierung im Jahr 1994 fest, dass der Staat „die tatsächliche Durchsetzung der Gleichberechtigung von Frauen und Männern (fördert) und (…) auf die Beseitigung bestehender Nachteile hin(wirkt).“ (GG Art. 3 Abs. 2). Das Bundeskabinett erkennt mit dem Beschluss vom 23. Juni 1999 die Gleichstellung von Frauen und Männern als durchgängiges Leitprinzip der Bundesregierung an und beschließt, diese Aufgabe mittels der Strategie Gender Mainstreaming zu verfolgen.

Zum Weiterlesen: Die Geschichte(n) von Gender Mainstreaming (GKompZ)


Was bedeutet Gender Mainstreaming?

Der englische Begriff „Gender“ kann mit „soziale Geschlechterverhältnisse“ übersetzt werden. Gender präzisiert somit das deutsche „Geschlecht“, da es hierbei um das sozial hergestellte Geschlecht (wie Geschlechterstereotype, Normen und Geschlechterrollen) geht und nicht um biologische Unterschiede zwischen Menschen. Gender ist immer verwoben mit weiteren sozialen Kategorisierungen wie Alter, Migrationshintergrund oder Behinderung – denn Frauen und Männer sind keine jeweils einheitliche soziale Gruppe. Gender wirkt als Struktur auf dem Arbeitsmarkt, was z. B. in der beruflichen Segregation (so genannte „Frauen- und Männerberufe“) sichtbar wird. Somit geht es mit dem Begriff Gender immer auch um gesellschaftliche Positionen und Chancen von Frauen und Männern in ihrer Vielfalt (z. B. Verdienst- und Aufstiegsmöglichkeiten, Gestaltung von Arbeitszeiten etc.

Gender Mainstreaming bedeutet, das Ziel der Gleichstellung in allen Handlungsfeldern und bei allen Planungs-, Entscheidungs- und Umsetzungsschritten („Mainstreaming“) zu berücksichtigen. Gender Mainstreaming fragt dabei nach den gesellschaftlichen Ursachen von Unterschieden und Unterscheidungen. Mit dieser Strategie sollen geschlechtsbezogene Rollenzuschreibungen überwunden, Benachteiligungen verhindert und Gleichstellung gefördert werden. Damit kann sichergestellt werden, dass die geplanten Vorhaben nicht die bestehenden Ungleichheiten fortschreiben, sondern die Gleichstellung von Frauen und Männern in ihrer Vielfalt fördern.

Der Begriff „Mainstreaming“ unterstreicht, dass die Aufgabe der Gleichstellungsförderung in alle Strukturen und Abläufe zu integrieren ist, was bezogen auf den ESF bedeutet:

  • Mainstreaming in Bezug auf die Ziele des ESF – Gleichstellung stellt kein isoliertes Ziel im Rahmen der Umsetzung des ESF-Bundesprogramms dar, sondern schreibt sich in alle Ziele des ESF-Programms sowie in alle Ziele der Einzelprogramme und deren Projekte ein.
  • Mainstreaming in Bezug auf die Prozesse des ESF – Gleichstellung ist keine punktuelle Maßnahme, sondern wird in die Abläufe der Programme und Projekte von Anfang (Planungen) bis Ende (Evaluation) integriert.
  • Mainstreaming in Bezug auf die Ebenen des ESF – die Umsetzung von Gender Mainstreaming ist nicht nur auf der Ebene der Projekte eine Anforderung, sondern erfolgt auf allen Ebenen der Programmsteuerung („Top-down“).
  • Mainstreaming in Bezug auf die Akteur/innen des ESF – alle Akteurinnen und Akteure tragen in ihrer jeweiligen Funktion die Verantwortung für die Umsetzung von Gender Mainstreaming. Die Hauptverantwortung tragen die Führungskräfte.
  • Mainstreaming in Bezug auf die Themen des ESF – kein Förderbereich des ESF ist geschlechtsneutral. Zwar gibt es inhaltliche Bereiche, die stärker relevant sind als andere. Jedoch haben alle Interventionen des ESF zumindest mittelbar eine Wirkung auf die Gleichstellung.


Gender Mainstreaming und spezifische Fördermaßnahmen als Doppelstrategie

Die Verordnungen zur Umsetzung der Europäischen Strukturfonds verpflichten zu einem dualen Ansatz der Gleichstellungsförderung einerseits in Form spezifischer Maßnahmen zur Förderung von Frauen (und ggf. von Männern) sowie andererseits als integrierter Ansatz in allen Planungs- und Umsetzungsschritten der Interventionen (Gender Mainstreaming).

Spezifische Maßnahmen richten sich aufgrund der diskriminierenden Strukturen auf dem Arbeitsmarkt, in Beschäftigung und Berufsbildung in der Regel an Frauen. Es können jedoch auch gezielt Maßnahmen für Männer erfolgen, wenn sie im Sinne der Gleichstellung wirken. Gender Mainstreaming bedeutet zudem auch zu berücksichtigen, dass spezifisch auf Frauen ausgerichtete Maßnahmen nicht per se gleichstellungsfördernd sind – auch Maßnahmen der Frauenförderung sollten hinsichtlich ihres jeweiligen Beitrags zu den definierten Gleichstellungszielen überprüft werden.


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Einführung GM (Gesamttext)


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In der Materialsammlung finden Sie ausgewählte Texte zu Grundlagen und Strategie von Gender Mainstreaming.